Pressemitteilung
Nachdenkliches zur Adventszeit
Wenn ich etwas positiv verändern will, suche ich keine Gründe sondern Wege!
Warum muss immer alles gesetzlich geregelt sein? Wenn alles geregelt wäre, wären wir in einer Diktatur. In einer Demokratie hat man aber die „Wahl“ - sowohl im Positiven als auch im Negativen. Ich darf mich für „gute“ Produkte entscheiden aber (leider) auch für schlechte. Es ist nicht verboten täglich drei Schachteln Zigaretten zu rauchen – aber ich muss es nicht tun. Ich darf Geld für einen guten Zweck spenden oder es sinnlos verprassen. Beides ist erlaubt. Mir wird nicht vorgeschrieben Gutes zu tun oder zu kaufen, aber ich darf es trotzdem - wenn ich will. Bei all unseren täglichen Entscheidungen kommt das selbstverantwortliche Handeln zum Vorschein – das Verantwortungsvolle oder auch das Unverantwortliche. Streng genommen gibt es also schon lange ein indirektes Gesetz welches es uns durchaus erlaubt auch etwas richtig zu machen - nämlich das Grundgesetz, welches uns eben diese Freiheiten mit all ihren Vor- und Nachteilen garantiert.
Nur weil in einem freien Land viele Dinge nicht verboten sind, sind sie aber leider nicht automatisch auch „gut“. Wenn ich aber alles „Schlechte“ verbieten würde, gäbe es auch keinen Alkohol, keine Zigaretten, Cola und vieles andere mehr! Wollen wir uns vorschreiben lassen, was wir täglich essen und trinken sollen? Ich denke eher nein. Ich darf daher also aufgrund unserer Freiheit sowohl „gute“ als auch „schlechte“ Produkte kaufen und konsumieren. Ich darf regelmäßig Alkohol trinken, kann es aber auch sein lassen. Beides ist erlaubt, aber entscheidend ist, wie gehe ich verantwortungsbewusst mit dieser Freiheit um? Wie bei einer politischen Wahl kann ich auch im Supermarkt „wählen“ was und wen ich unterstütze oder ggf. schädige. In der Wahlkabine mache ich mein Kreuz nicht bei der Partei, die ich schlecht finde, sondern bei der die ich gut finde. Wähle ich Extremisten oder Demokraten? Man unterstützt immer das, was man für gut und richtig hält.
Wer beispielsweise ein „System Clemens Tönnies“, welches Tiere und Menschen ausbeutet, gut findet, unterstützt weiterhin durch sein Konsumverhalten die Massentierhaltung mit all ihren negativen Folgen, indem er/sie weiter dieses „Billigfleisch“ in den Einkaufswagen legt oder in einer Wirtschaft bestellt. Oder er/sie unterstützt eben diesen Wahnsinn nicht. Beides ist erlaubt - aber einer der beiden Wege ist definitiv besser und gesünder! Mit allem, was ich in meinen Warenkorb lege, entscheide ich ob Menschen, Tiere und Natur ausgebeutet werden, ich meine Gesundheit belaste - oder eben auch nicht. Kaufe ich Zwiebeln aus Australien, entscheide ich mich indirekt für einen hohen CO2-Ausstoß aufgrund des Transportweges – oder ich wähle das regionale Produkt. Unterstütze ich den Landwirt vor Ort oder einen internationalen Agrarriesen? Beides darf ich. Freiheit bedeutet meines Erachtens aber eben auch, immer ein gewisses Maß an Verantwortung zu übernehmen und gewisse Dinge daher freiwillig eben nicht zu tun.
Für unser eigenes Wohlergehen sind wir meist durchaus in der Lage verantwortungsbewusst zu handeln und scheuen oft keine Kosten und Mühen damit es uns gut geht. Bei Urlaubsreisen, Smartphones, Autos und vielen anderen Dingen in unserem Leben werden oft komplett andere Qualitätsmaßstäbe gesetzt als bei Lebensmitteln, Tier- und Umweltschutz. Warum tun wir uns aber oft so schwer, wenn es mal keinen direkten Vorteil für uns, sondern „nur“ für andere bringt? Was das Auge nicht sieht, tut dem Herz nicht weh aber bloß, weil man Ausbeutung und Leid nicht sieht oder verdrängt findet es leider trotzdem statt! Hin- bzw. wegsehen ist auch eine Grundsatzfrage der inneren Einstellung. Welche Werte lebe und vertrete ich in meinem kurzen Dasein oder welche vertrete ich eben nicht.
Auch Mitgefühl und Nächstenliebe sind in unserem Land glücklicherweise nicht verboten und dürfen jederzeit praktiziert werden. Auch diese Freiheit haben wir. Müssen Umwelt, Menschen und Tiere für minderwertige Produkte leiden damit ich mir das neueste Handy besser leisten kann, oder sollte es nicht besser umgekehrt sein? Wir haben die Wahl! Auch wenn es eine gewisse Zahl von sozial schwächeren Menschen in unserem Land gibt die nicht wirklich groß auswählen können, so wäre in einer reichen Industrienation wie Deutschland aber doch eine überwältigend große Anzahl von Menschen durchaus in der Lage dies zu tun – wenn sie nur wollte.
Wenn ich den Einkaufswagen voller „Müll“ habe, nützt es leider aber auch nichts, zur Gewissensberuhigung an der Kasse mit der Jute-Tasche die Welt zu retten. Man sollte sich also auch nicht eine kleine heile Scheinwelt erdenken und die großen Probleme ausgrenzen. Ich kann mir natürlich die Rosinen unserer Freiheit aus dem Kuchen raus picken und immer wenn es unangenehm wird nach dem Staat oder anderen Institutionen schreien, oder ich entscheide mich mit den mir anvertrauten Freiheitsrechten eben genau gegen das Problem und für die Lösung. Teil des Problems zu bleiben ist natürlich immer einfacher, bequemer und billiger als Teil der Lösung zu werden. Tier-, Umwelt- und Klimaschutz sind leider nicht zum Nulltarif erhältlich und daher werde ich immer viele Gründe finden, dies nicht zu tun. Die größte Gefahr für unseren Planeten ist aber leider, dass viele Menschen meinen, andere würden ihn retten!
Wenn ich aber etwas positiv verändern will, suche ich keine Gründe sondern Wege! Ich darf jederzeit meine Komfortzone verlassen und vom Theoretiker, welcher sich nur vor dem Fernseher oder am Stammtisch über Umweltzerstörung und Tierquälerei empört zum Praktiker werden, welcher durch sein Verhalten diese Missstände eben nicht unterstützt. Wer also ernsthaft gewillt ist, unseren Planeten ein wenig besser zu machen, hat hier täglich die Wahl sich zu entscheiden und mit seinen kleinen individuellen Möglichkeiten einen „guten“ Weg zu finden – auch ohne konkrete Vorschriften und Verbote. Jeder darf keiner muss….
Jörg Rappold,
Unterschleißheim 2021